Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „ScienceWednesday“ hielt Prof. Dr. Torsten Schäfer am Mittwoch seine Antrittsvorlesung. Schäfer ist seit diesem Semester neuer Dozent am Mediencampus, seine Lehrschwerpunkte sind Recherche, Text, Storytelling sowie Wissenschafts- und Fachjournalismus. In seinem Vortrag „Auslandsrecherche in der Krise?“ forderte er die Internationalisierung der Journalisten-Ausbildung. Denn in einer globalisierten Welt zeige der Journalismus zunehmend die Tendenz, das Regionale zu betonen, während die internationale Berichterstattung immer schlechter werde.
Der „ScienceWednesday“ ist eine Vortragsreihe in der Mittagspause – so genannte LunchTalks sind in vielen amerikanischen und britischen Unis Tradition. Die vom Forschungsinstitut ikum organisierte Reihe dient vor allem dem Austausch zu Forschungsaktivitäten am Mediencampus. Direkt im Vortragsraum können Teilnehmer ein günstiges Lunchpaket kaufen, Pause machen und gleichzeitig auf dem Laufenden bleiben, was am Campus entwickelt wird.
Die Krise
Schäfer zeigte in seinem Vortrag deutliche Indizien für die Krise der Auslandberichterstattung auf. Waren 2005 noch 1300 Journalisten in Brüssel akkreditiert, so halbierte sich bis 2010 ihre Zahl – und das „obwohl etwa 80 Prozent der für uns relevanten politischen Entscheidungen in Brüssel getroffen werden“, so Schäfer. Die US-Networks hätten sogar nur noch einen Korrespondenten in Afrika, Indien und Südamerika. Damit verschlechtere sich die Qualität der Berichterstattung kontinuierlich: Journalisten fehle zunehmend Hintergrundwissen, Medienberichte seien oft nur punktuell und fokussiert auf wenige Akteure – meist die Eliten aus Wirtschaft und Politik.
Die Lösungsansätze
Die Auslandberichterstattung stecke in einer Krise. Was also tun? Einen Lösungsweg zeigte Torsten Schäfer mit der Internationalisierung der Journalismus-Ausbildung auf. Dafür seien, auch in Dieburg, zahlreiche kleine Schritte möglich. Als Beispiele nannte Schäfer die Suche nach Partneruniversitäten im Ausland, verstärkte Information über Stipendien und Rechercheförderung im Ausland sowie Vorträge von Journalisten aus der ganzen Welt. Im Rahmen der anstehenden Reakkreditierung des Studiengangs Online-Journalismus ist sogar ein eigener Studienschwerpunkt „Europa und internationale Berichterstattung“ vorgesehen.
Die ferne Welt ganz nah
Im Rahmen dieser künftigen Ausbildung möchte Schäfer, zu dessen Arbeitsgebiet die journalistische Recherche zählt, die Recherche in sozialen Medien und Netzwerken verstärkt unterrichten. Schließlich sei es darüber möglich, die ferne Welt ganz schnell ganz nah zu betrachten. Dennoch könne sie Korrespondenten, die ihre Beobachtungen vor Ort machen, keinesfalls ersetzen.
Franziska Bittel
Hier finden Sie die komplette Präsentation des Vortrags: