War früher alles besser? Ist heute alles freier? Was tritt hervor, wenn wir Anschauungen der Vergangenheit in die Zukunft projizieren?
Es ist ein Event mit Tradition: Bereits zum siebten Mal findet in Kooperation mit dem Museum Schloss Fechenbach eine Vernissage mit Werken von Studierenden des Mediencampus Dieburg statt. Unter dem Titel „Erinnerungen an Morgen // Memories of Tomorrow“ präsentieren diesmal Studierende des Masterstudiengangs Intercultural Media Work (IMC) ihre Kunstwerke.
Dabei handelt es sich um Installationen, Filme und VR-Experiences mit transmedialen, interkulturellen und lokalen Bezug. Zusammenfassen lassen sie sich am besten mit dem Begriff „Perspektivwechsel“.
Herausforderung & Chance
Durch die Corona-Krise und ihre Auswirkungen musste der öffentliche Raum Museum digital werden – die Ausstellung macht sich diesen Umstand als Chance zu nutze, etwas Neues zu kreieren.
Dem Studiengang IMC ist mit dem Umschwenken vom analogen, begehbaren Museumsbesuch auf das digitale Format eine logistische Herausforderung geglückt.
Das bereits im Wintersemester 2019 ausgearbeitete Konzept beschäftigte sich von Beginn an mit der Schnittstelle zwischen Neuem, Altem, Vergangenem und Fortbestehendem. Es fügt sich fast nahtlos in die aktuelle Situation ein und spielt mit den Herausforderungen, die sie bietet.
Eine aus Videoinstallationen bestehende Adaption des rassismuskritischen Theaterstücks „Ich gebe zu – Fragments of “Andorra“ – basierend auf der Vorlage von Max Frisch – lädt zum Einnehmen verschiedener Positionen ein. Ebenso eine Drehscheibe, auf der scheinbar zufällig angeordnete Buchstaben die Wahrnehmung eines Menschen mit Lese-Rechtschreibschwäche simulieren und schließlich per Schattenwurf das Wort „Legasthenie“ an die Wand zaubern.
Die Superheldin im Kurzfilm „The Virtues of Normality“ wünscht sich nichts sehnlicher als einen Moment der Entspannung, der Astronom Herbert Wenger führt uns in „Orion“ die Sichtbarkeit längst verglühter Galaxien vor Augen und in „Dieburg’s Memory Map“ erzählen die Bewohner Dieburgs von ihrer Heimatstadt, in der historische Aufnahmen längst verschwundener Gebäude als 360°-Film mit denen der Gegenwart verschmelzen.
Zwischen Erinnerung und neuer Normalität
Bei den virtuellen Führungen durch die Ausstellung, die individuell von den Mitwirkenden Studierenden durchgeführt werden, erhalten die Besucher einen weitaus persönlicheren Einblick in die Entstehung und Geschichte der einzelnen Werke, als dies bei einer klassischen Museumsführung der Fall wäre. Per Chatfunktion können die Besucher ihre Gedanken, Fragen und Anregungen zur Ausstellung direkt posten und miteinander teilen.
3D-Feuerwerk: „Dissolve“ behandelt den Kampf gegen den Verlust von Erinnerungen.
Jedoch gibt es auch im realen Raum etwas zu sehen: Manche der Exponate, wie die Social-Media-kritische Installation „It Might Be“ , sind direkt am Schloss Fechenbach erlebbar – durch ein Fenster, mit Soundübertragung nach draußen – und das Augmented Reality-Klangerlebnis „Hörweg“ ist durch QR-Code-gestützte Stationen im Dieburger Campuswald direkt in der freien Natur erlebbar.
Zum Thema „Digitale Wege ins Museum. Herausforderungen und Chancen von digitalen und immersiven Online-Strategien im Kulturbetrieb“ wird am 3. Juli um 17:30 ein Vortrag von Dr. Judith Bihr vom Museum Biberach / ZKM Karlsruhe geboten. Für das dazugehörige Symposium, das bereits um 12.00 startet, kann man sich noch bis morgen, den 25. Juni, per Email via kulturforschung.fbmd@h-da.de anmelden.
„Erinnerungen an morgen“ ist bei allem, was geboten ist, nicht nur bloßes Zusehen, sondern fordert das Publikum auf, aktiv mitzugestalten – auch dieses Jahr wird unter den ausgestellten Installationen wieder der Nachwuchspreis Medienkultur der Stadt Dieburg verliehen, in den zu 40% die Bewertungen des Publikums mit einfließen – dieser wird auf der Finissage am 5. Juli um 15:30 bekanntgegeben.
Die Ausstellung kann noch bis zum 05. Juli auf medienkultur.eu erkundet werden.
Mehr Info zur Ausstellung und den direkten Kontakt zu den Künstlern gibt es auf Facebook sowie auf dem Instagram-Kanal des Studienganges IMC.